Digitaler Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Medien (z.b. Webseiten) ohne Barrieren bzw. Hürden von allen Menschen benutzbar sind.
Unabhängig davon, ob sie eine körperliche oder kognitive Behinderung haben oder eine unterstützende Technologie verwenden.
Auch situationsbedingte Beeinträchtigungen können eine barrierefreie Webseite erfordern, z.B. ein gebrochener Arm.
Was sind unterstützende Technologien?
Unterstützende Technologien oder Assistive Technologien (AT) sind Geräte oder Software-Lösungen die den Zugang zu digitalen Medien erleichtern oder ermöglichen.
So nutzen blinde Menschen einen Screen-Reader um Webseiten navigieren zu können und sie sich vorlesen zu lassen.
Es gibt auch Braille-Zeilen, wo der Text vom Computer in Braille (Punkt-Schrift) übertragen wird.
Legastheniker*innen können eine Vorlesefunktion nutzen. AT gibt es in den unterschiedlichsten Formen. Entweder als echte Geräte, als integrierte Software im Computer oder auf dem Smartphone, als zusätzlich installierbare Software oder auch als Browser-Funktion oder Browser-Add Ons.
Welche Aufgaben-Gebiete betrifft es?
Eine Webseite besteht aus den Bereichen: Code, Design und Inhalte. In allen diesen 3 Bereichen können sich Hürden befinden. Daher sollten diese 3 Komponenten möglichst barrierearm sein.
Warum ist Semantik so wichtig?
Damit Assistive Technologien mit Webseiten gut interagieren können, müssen die Webseiten richtig umgesetzt werden. Dies bedeutet vor allem, dass sie semantisch richtig strukturiert sein müssen.
So kann Text, der sich als Pixel in einem Bild befindet nicht ausgelesen werden von Assistiver Technologien. Er muss als echter Text definiert sein.
Das Gleiche gilt für alle anderen Elemente auf Webseiten wie Überschriften, Bilder, Texte, Links, Buttons usw. Auch für die Layout-Bereiche wie Header, Navigationen, Footer, Seitenleiste und Hauptinhalt gibt es so genannte “Landmarks” mit denen man diese Bereiche definiert.
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Barrierefreie Webseiten können mit unterstützender Technologie bedient werden.
Barrierefreiheit nicht nur für Assistive Technologien
Barrierefreiheit bedeutet aber nicht ausschließlich Webseiten für Unterstützende Technologien zu optimieren. Es gibt auch Menschen mit Behinderungen, die keine AT einsetzen, um eine Webseite nutzen zu können.
So nutzen Personen mit Farbenblindheit oder Dyskalkulie selten eine AT.
Barrierefreiheit ist deswegen auch recht vielfältig, weil die Anforderungen je nach Behinderung und Art der Benutzung sehr unterschiedlich sind.
Kann eine Webseite zu 100% barrierefrei sein?
Nein! Eine Webseite kann zwar vollständig konform sein mit den geltenden Richtlinien, dass sie zu 100% für alle Menschen ohne Barrieren sind, denn es gibt auch Personengruppen, deren Bedürfnisse konträr sind.
Als Beispiel: Menschen die schlecht sehen können benötigen einen möglichst hohen Farbkontrast. Starke Farbkontraste können aber für Menschen im kognitiven Spektrum schwer zu benutzen sein.
In diesen Fällen sollte man versuchen einen Kompromiss für beide Nutzergruppen zu finden. Zum Beispiel einen hohen Farbkontrast wählen, aber nicht den höchsten (z.b. Weiß und schwarz), sondern besser Eierschale und Dunkel-Grau. Hat man eine App oder Anwendung, so kann man auch unterschiedliche Farbschemas anbieten.
Aus diesem Grund nutze ich auch gerne die Begriffe “Barrierearm” oder “Zugänglich”.
Das heißt aber nicht, dass man es gar nicht erst versuchen sollte eine möglichst barrierefreie Webseite zu erstellen.
Falls Fragen offen geblieben sind, gerne damit in die Kommentare! Ich freue mich auch über Anregungen und weitere Perspektiven.